Vom 3.–4. November 2025 fand im Meerscheinlössl Graz im Rahmen des am Fachbereich Fundamentaltheologie eingeworbenen Projekts des Elisabeth-List-Fellowship-Programms für Geschlechterforschung die interdisziplinäre Kick-Off-Tagung Zwischen Bild und Text. Religiöse Geschlechtsnormierungen im Wandel statt. Veranstaltet wurde sie vom Projektteam und organisiert von Prof.in Dr. Martina Bär und Dr. Benedikt Bauer.
Im Zentrum der Kick-Off-Tagung stand eine kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen Geschlecht, Intermedialität und Interkonfessionalität, die als zentrale Achsen des Forschungsprojekts dienen.
Dazu kamen Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen, um ihre Perspektiven und Expertisen zu teilen sowie in den gemeinsamen Austausch zu treten. Der eröffnete Vortrag des Senior-Fellows Dr. Benedikt Bauer, eröffnete letzterer mit einem Vortrag zu den grundlegenden Kategorien des Projekts und ihrer Vernetzung. Im Anschluss nahm Prof.in Dr. Nassim Balestrini die Zuhörenden mit ihrem Impuls zu Bild-Text-Kombinationen mit in die Feinheiten der Intermedialitätsforschung, bevor Prof. Dr. Stefano Saracino diese Gedanken mit der historischen Perspektive auf weibliche Konfessionstugenden und Emblematik verband. Zum Abschluss des ersten Tages trugen im Panel Intermediale Geschlechtskonstruktionen in der Frühen Neuzeit in Bild und Text Dr. des. Amalie Hänsch zu den intermedialen und interkonfessionellen Bearbeitungs- und Interaktionsspuren früher Autorenbildnisse Martin Luthers und Prof.in Dr. Maren Lorenz aus der Perspektive der Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit zu religiös konnotierten Geschlechterbildern in Propaganda und Entertainment des sog. „konfessionellen Zeitalters“ vor.
Den Auftakt des zweiten Tages bildeten die Überlegungen von Prof.in Dr. Martina Bär zur Normierung von Körper sowie Disziplinierung der Seelen katholischer Frauen in der Neuzeit. Torben Hanhart, MSt und kunsthistorischer Junior-Fellow im Projekt, zeigte auf, wie neuzeitliche Christusdarstellungen mit nährender Brust sich global verbreiteten. Daran schlossen sich kirchenhistorische Beobachtungen von Prof.in Dr. Ines Weber zur Konstruktion eines idealtypischen katholischen Frauenbildes im 19. und 20. Jahrhundert an. Über die Wissensproduktion von Geschlechtskörpern in der zeitgenössischen Kunst referierte der Junior-Fellow des Projekts, Dipl. (Bild. Kunst) René Corvaia-Koch, MA.
In einer gemeinsamen Abschlussrunde wurden die unterschiedlichen konfessionellen Perspektivierungen von Geschlecht – insbesondere aus historischer Perspektive – sowie die Notwendigkeit eines interdisziplinären Fokus auf Intermedialität, die bereits in den Panels angeklungen sind, noch einmal intensiv diskutiert. Sie werden auch das Elisabeth-List-Fellowship-Projekt und die daraus resultierenden Forschungen weiter beschäftigen.